
Studium –Medizin studieren als ZFA
Die tägliche Arbeit in der Zahnarztpraxis weckt bei vielen ZFAs ein tieferes Interesse an der gesamten medizinischen Welt. Du hast vielleicht festgestellt, dass deine berufliche Neugier über den zahnmedizinischen Bereich hinausgeht und dich auch allgemeinmedizinische Themen faszinieren. Für einige Zahnmedizinische Fachangestellte reift sogar der Wunsch, selbst Ärztin oder Arzt zu werden. Häufig herrscht jedoch die Fehlvorstellung, dass der Weg zum Medizinstudium ohne Abitur versperrt sei. Doch keine Sorge: In diesem Artikel erfährst du, welche konkreten Möglichkeiten du als ZFA hast, auch ohne klassisches Abitur ein Medizinstudium aufzunehmen.
Auf einen Blick
Voraussetzungen | Abgeschlossene Mittlere Reife und abgeschlossene zahnmedizinische Ausbildung mit Note besser als 2,5 sowie mindestens 3 Jahre Berufserfahrung im zahnmedizinischen Umfeld oder Bestandene Meisterprüfung nach der Handwerksordnung oder Fortbildungsabschluss nach dem Berufsbildungsgesetz mit mindestens 400 Unterrichtsstunden (z.B. ZFA-Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen) oder Fachschulabschluss sowie vergleichbare Qualifikationen |
Dauer | 12 Semester (6 Jahre) |
Kosten | Staatliche und kirchliche Universitäten: keine Studiengebühren, aber Einschreibe- und Semestergebühren Private Hochschulen: ab ca. 450 Euro monatlich |
Arbeitsorte | Vielfältige Möglichkeiten im ambulanten oder stationären Bereich, Pharmaindustrie, Medizintechnik, bei Versicherungen, als Medizinische/r Berater/in, in der Forschung, im Medizinjournalismus, etc. |
Berufliche Chancen | Das Einstiegsgehalt für Assistenzärzte liegt bei ca. 4.600 € monatlich plus Zuschläge für Wochenend-, Feiertags- und Nachtdienste Vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten je nach Fachrichtung und Tätigkeitsbereich |
Aufgaben als Ärztin/Arzt
Als ZFA kennst du den zahnmedizinischen Praxisalltag sehr gut. Der allgemeinmedizinische Arztberuf bietet jedoch ein noch breiteres Spektrum an Möglichkeiten. Nach dem Medizinstudium kannst du als niedergelassene Ärztin in eigener Praxis, als angestellter Arzt in einem Krankenhaus oder in vielen anderen Bereichen tätig werden. Die Palette reicht von digitalen Gesundheitsunternehmen (E-Health) über den Pharmabereich bis hin zu Versicherungen oder dem Medizinjournalismus. Ganz gleich, welchen Weg du einschlägst – die Medizin bleibt eine Herzensangelegenheit und deine zahnmedizinischen Vorkenntnisse werden dir in vielen Situationen von Nutzen sein.
Arbeitsorte
Nach einem erfolgreichen Medizinstudium eröffnen sich für ehemalige ZFAs zahlreiche Einsatzmöglichkeiten. Klassischerweise arbeiten Ärztinnen und Ärzte in Arztpraxen, Medizinischen Versorgungszentren oder Krankenhäusern. Doch die Einsatzgebiete sind deutlich vielfältiger.
Alternative Tätigkeitsfelder findest du bei Krankenversicherungen, Ärztekammern, Kassenärztlichen Vereinigungen, in der Gesundheitspolitik, bei Herstellern medizinischer Produkte, in der wissenschaftlichen Forschung, in der Pharmaindustrie, im wachsenden E-Health-Sektor, in Beratungspositionen oder als Medizinjournalist/in. Deine Erfahrung als ZFA kann dabei besonders in interdisziplinären Bereichen zwischen Zahnmedizin und Allgemeinmedizin wertvoll sein.
Voraussetzungen für das Medizinstudium
Es gibt grundsätzlich zwei Wege, auch ohne Abitur Medizin zu studieren:
- Fachgebundene Studienberechtigung
- Berufliche Aufstiegsfortbildung
Während früher ein Medizinstudium fast ausschließlich mit Abitur und einem bestimmten Notendurchschnitt (NC) möglich war, haben sich die Regelungen mittlerweile geändert. Berufsgruppen mit medizinnahen Tätigkeiten – darunter auch Zahnmedizinische Fachangestellte – können unter bestimmten Voraussetzungen über die fachgebundene Studienberechtigung zugelassen werden. Folgende Bedingungen müssen erfüllt sein:
- Abgeschlossene Mittlere Reife
- Abgeschlossene zahnmedizinische Ausbildung mit Note besser als 2,5
- 3 Jahre Berufserfahrung im zahnmedizinischen Umfeld
Alternativ qualifiziert dich eine erfolgreich abgeschlossene berufliche Aufstiegsfortbildung für ein Medizinstudium ohne Abitur. Dazu zählen Abschlüsse als Meister/in, Techniker/in oder Fachwirt/in, die eine allgemeine Hochschulzugangsberechtigung für alle Studienfächer an allen Hochschulen gewähren – also auch für das Medizinstudium.
Auch ZFAs ohne zahnmedizinischen Hintergrund können die Zulassung erhalten, wenn sie eine anerkannte berufliche Aufstiegsfortbildung absolviert haben. Diese muss folgende Anforderungen erfüllen:
- Bestandene Meisterprüfung nach der Handwerksordnung oder
- Fortbildungsabschluss nach dem Berufsbildungsgesetz mit mindestens 400 Unterrichtsstunden (z.B. ZFA-Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen) oder
- Fachschulabschluss sowie vergleichbare Qualifikationen
TMS („Medizinertest“)
Wenn du unsicher bist, ob du den Anforderungen eines Medizinstudiums gewachsen bist, kannst du am Test für Medizinische Studiengänge (TMS, auch „Medizinertest“ genannt) teilnehmen. Dieser Test findet einmal jährlich statt, und jede Person darf nur einmal in Deutschland daran teilnehmen.
An allen medizinischen Fakultäten spielt ein Studieneignungstest in verschiedenen Auswahlquoten eine wichtige Rolle. Daher empfehlen wir dir, an einem solchen Test teilzunehmen, um deine Chancen auf einen Studienplatz zu verbessern. Denn ohne Testergebnis könnten sich Bewerber/innen mit sehr guten Testergebnissen vor dir in der Rangliste platzieren – selbst wenn du beispielsweise hervorragende Noten in deiner Ausbildung vorweisen kannst.
Die Teilnahmegebühr am TMS beträgt aktuell 100 € (Stand 01/24).
Landarztquote
Eine weitere Möglichkeit, ohne Abitur und Numerus Clausus einen Medizinstudienplatz zu erhalten, ist die Landarztquote. Voraussetzung ist allerdings, dass du dich verpflichtest, später als Hausärztin/Hausarzt im ländlichen Raum oder als Fachärztin/Facharzt im Gesundheitsamt zu arbeiten.
Dieses Programm wird derzeit in folgenden Bundesländern angeboten (Stand 01/2024):
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Nordrhein-Westfalen
- Niedersachsen
- Rheinland-Pfalz
- Sachsen-Anhalt
- Sachsen
- Saarland
Über die Landarztquote wird ein Teil der Medizinstudienplätze vergeben, wobei die Anzahl je nach Bundesland variiert. Die Quote richtet sich an Studieninteressierte, die später als Hausärztin oder Hausarzt in unterversorgten Regionen arbeiten möchten. Im Rahmen dieser Regelung musst du einen Vertrag unterzeichnen, der dich zur Weiterbildung als Fachärztin/Facharzt für Allgemeinmedizin oder Innere Medizin verpflichtet. Zudem verpflichtest du dich, später in einem „unterversorgten“ oder von „Unterversorgung bedrohten Gebiet“ – meist im ländlichen Raum – tätig zu sein.
Auf der Webseite Hochschulstart findest du detaillierte Informationen zu allen teilnehmenden Bundesländern sowie zum Bewerbungsverfahren für die Landarztquote.
Ablauf Medizinstudium
Das Medizinstudium erstreckt sich in der Regel über sechs Jahre bzw. 12 Semester. Es gliedert sich in zwei vorklinische Jahre, drei klinische Jahre und ein praktisches Jahr. Der genaue Ablauf hängt von der Art des Studiengangs ab – man unterscheidet zwischen Regelstudiengang und Modellstudiengang.
Der Regelstudiengang ist überwiegend theoretisch ausgerichtet. Erst im klinischen Teil, während der viermonatigen Famulatur (Praktikum), kommen die Studierenden mit Patienten in Kontakt.
Der Modellstudiengang hingegen verbindet von Beginn an Theorie und Praxis am Patienten – wenn zunächst auch oft an Simulationsmodellen. Die konkrete Ausgestaltung variiert je nach Universität; es gibt kein einheitliches Modell.
Nach erfolgreichem Abschluss der letzten mündlichen Prüfung erhalten die Studierenden die Approbation, die zur Ausübung des ärztlichen Berufs berechtigt. Danach kann eine etwa dreijährige Facharztausbildung folgen.
Hier ein grober Überblick über den Studienverlauf, der je nach Universität leicht variieren kann:
Vorklinik
Semester: 1 – 4
- Inhalte: Grundlagen in Physik, Chemie, Biologie, Biochemie, Anatomie, Physiologie und Psychologie
- Prüfungen: Im 4. Semester der 1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
- Praktika: Erste-Hilfe-Ausbildung und Krankenpflegepraktikum
Klinik
Semester: 5 – 10
- Inhalte: Klinische Fächer wie Chirurgie, Neurologie, Urologie, Innere Medizin etc.
- Prüfungen: Im 10. Semester 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung („Hammerexamen“)
- Praktika: 4 Monate Famulatur (mindestens 1 Monat in einer Praxis und mindestens 2 Monate im Krankenhaus; der letzte Monat ist frei wählbar)
Praktisches Jahr
Semester: 11 – 12
- Prüfungen: Im 12. Semester 3. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (Approbation)
- Praktika: 1 Jahr Praktikum in der Inneren Medizin, Chirurgie und einem Wahlbereich
Facharzt
Ca. 3-jährige Ausbildung zur Fachärztin/zum Facharzt
Wo du Medizin studieren kannst
In Deutschland bieten zahlreiche Universitäten Medizin im Regel- oder Modellstudiengang an. Die Bewerbung erfolgt nicht direkt über die Universität, sondern zentral über die Stiftung für Hochschulzulassung und deren Informationsportal hochschulstart.de.
Kosten
An staatlichen und kirchlichen Universitäten in Deutschland fallen keine Studiengebühren an. Allerdings werden eine Einschreibegebühr und Semestergebühren erhoben, die Kosten für Mensa, Semesterticket und Verwaltungsaufwand decken. Die Höhe variiert je nach Universität.
Wer an einer privaten Hochschule studiert, muss mit höheren Semester- bzw. Jahresgebühren rechnen, in der Regel ab etwa 450 Euro monatlich.
Hinzu kommen natürlich die Lebenshaltungskosten während des Studiums. Als ZFA mit Berufserfahrung hast du möglicherweise bereits finanzielle Rücklagen oder kannst durch Teilzeitarbeit in einer Zahnarztpraxis zur Finanzierung deines Studiums beitragen.
ZFA mal anders – Meinung
Der Weg vom ZFA-Beruf zum Medizinstudium ist anspruchsvoll, aber definitiv machbar. Deine praktische Erfahrung im zahnmedizinischen Bereich bietet dir einen wertvollen Vorteil gegenüber vielen anderen Studierenden, die ohne medizinische Vorkenntnisse ins Studium starten.
Besonders positiv ist, dass du durch deine Tätigkeit als ZFA bereits einen guten Einblick in die Organisation medizinischer Praxen, den Umgang mit Patienten und grundlegende medizinische Zusammenhänge hast. Diese Erfahrungen können dir sowohl im Studium als auch in deiner späteren ärztlichen Tätigkeit zugutekommen.
Der Weg über die berufliche Qualifikation zum Studium zeigt außerdem, dass das Bildungssystem heute durchlässiger ist und lebenslanges Lernen sowie berufliche Neuorientierung auch ohne klassisches Abitur möglich sind.
Wenn du als ZFA mit dem Gedanken spielst, Medizin zu studieren, empfehlen wir dir, dich frühzeitig und gründlich zu informieren. Nutze Beratungsangebote der Universitäten, sprich mit Ärztinnen und Ärzten über ihren Berufsalltag und prüfe ehrlich deine Motivation für diesen anspruchsvollen, aber auch sehr erfüllenden Karriereweg.
Fortbildungsanbieter
Wir als ZFA mal anders bieten selbst keine Fort- bzw. Weiterbildungen an, sondern bieten Dir hier ein breit gefächertes Informationsangebot zu Deinen Karrieremöglichkeiten als ZFA.
Solltest Du an einer konkreten Fort- bzw. Weiterbildung interessiert sein, kannst Du Dich beispielsweise direkt an die im Artikel genannten Fortbildunganbieter wenden oder nach passenden Anbietern in unserem Fortbildungskatalog schauen.