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Effizienter Bewerbungs­prozess in der Zahnarztpraxis
Tipps für Arbeitgeber

Als Gründerin von ZFA mal anders tausche ich mich regelmäßig mit Praxisinhaberinnen und -inhabern über ihre Herausforderungen im Personalbereich aus. Dabei kristallisieren sich immer wieder zwei zentrale Probleme bei der Suche nach Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) heraus:

  • Es gehen deutlich zu wenige Bewerbungen ein.
  • Eingeladene Bewerberinnen und Bewerber erscheinen nicht zum vereinbarten Vorstellungsgespräch und sagen dieses auch nicht ab.

Diese Situationen kommen Ihnen vermutlich bekannt vor. Wie Sie es schaffen, qualifizierte Talente anzuziehen und ausreichend Bewerbungen für Ihre offenen Stellen zu generieren, ist ein komplexes Thema. Mehr dazu finden Sie in unseren Tipps für eine attraktive Stellenanzeige inkl. Muster Stellenanzeige für ZFA.

Im Folgenden stelle ich Ihnen einen strukturierten und dennoch schlanken Bewerbungsprozess vor, der speziell auf die Bedürfnisse von Zahnarztpraxen zugeschnitten ist. Dieser Prozess unterstützt Sie nicht nur dabei, einen professionellen Eindruck bei den Bewerbenden zu hinterlassen, sondern hilft Ihnen auch, effizient die passenden neuen Teammitglieder zu identifizieren und die Kandidatenerfahrung (Candidate Experience) positiv zu gestalten.

Viele Zahnarztpraxen haben dieses Verfahren bereits erfolgreich in ihren Alltag integriert. Die wesentlichen Vorteile sind:

  • Standardisierung: Ein klar definierter Prozess für alle zu besetzenden Positionen – von der ZFA über Auszubildende bis hin zu neuen zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen.
  • Transparente Bewertung: Bewerberprofile lassen sich anhand einheitlicher Kriterien objektiv vergleichen.
  • Frühe Selektion: Unpassende Kandidatinnen und Kandidaten können bereits in einer frühen Phase des Prozesses identifiziert werden.
  • Höhere Verbindlichkeit: Die strukturierte Kommunikation und klare Erwartungshaltung führen zu deutlich weniger unentschuldigten Absagen oder Nichterscheinen zu Terminen.
  • Stressreduktion: Ein klarer Ablauf spart wertvolle Zeit und schont die Nerven aller Beteiligten – sowohl im Praxisteam als auch bei den Bewerbenden.
  • Verbesserte Candidate Experience: Ein professioneller und wertschätzender Prozess stärkt Ihr Image als Arbeitgeber (Employer Branding).

Der ideale Bewerbungsprozess für die Zahnarztpraxis

Die einzelnen Schritte des strukturierten Bewerbungsprozesses im Überblick:

  1. Screening der Bewerbungsunterlagen
  2. Absage / Einladung zum Telefoninterview
  3. Absage / Einladung zum persönlichen Vorstellungsgespräch in der Praxis
  4. Absage / Einladung zum Probearbeiten
  5. Absage / Angebot eines Arbeitsvertrages

1. Screening der Bewerbungsunterlagen

Die Bewerbungsunterlagen vermitteln den ersten Eindruck einer/eines Bewerbenden und geben Hinweise auf Sorgfalt und Struktur. Achten Sie auf folgende Aspekte:

  • Vollständigkeit und Lücken: Ist der Lebenslauf lückenlos? Gibt es ungeklärte Zeiträume?
  • Wechselhäufigkeit: Gab es häufige Arbeitgeberwechsel? Was könnten die Gründe sein?
  • Qualifikationen: Passen die Qualifikationen und Erfahrungen zum Anforderungsprofil der Stelle? Sind relevante Zertifikate (z.B. aktueller und gültiger Röntgenschein gemäß § 49 StrlSchV, Nachweise über Prophylaxe-Fortbildungen) vorhanden oder erwähnt?
  • Formale Aspekte: Sind Rechtschreib- oder Grammatikfehler vorhanden? Ist die Gestaltung ansprechend?
  • Zeugnisse: Was sagen Abschluss- und Arbeitszeugnisse über Leistung und Verhalten aus (auch zwischen den Zeilen)?
  • Anschreiben (falls vorhanden): Ist das Anschreiben individuell auf Ihre Praxis zugeschnitten oder handelt es sich um ein Standardanschreiben? Ein individuelles Schreiben deutet auf echtes Interesse hin. Bei generischen Anschreiben sollten Motivation und Wechselgründe im weiteren Prozess genauer hinterfragt werden.

Wichtiger Hinweis: Fordern Sie im ersten Schritt nicht zu viele Unterlagen an. Eine hohe Bewerbungshürde kann dazu führen, dass Sie weniger Bewerbungen erhalten. Erwägen Sie, zunächst nur einen Lebenslauf anzufordern (z.B. über eineKurzbewerbungsoption). Detaillierte Unterlagen wie Zeugnisse, ZFA-Brief oder Fortbildungsnachweise können Sie später im Prozess gezielt nachfordern. Definieren Sie vorab klar, welche Mindestanforderungen erfüllt sein müssen.

2. Absage vs. Einladung zum Telefoninterview

Eine zeitnahe Reaktion auf eingegangene Bewerbungen ist entscheidend.

  • Eingangsbestätigung: Bestätigen Sie den Erhalt der Bewerbung umgehend (idealerweise automatisiert oder innerhalb von 1-2 Werktagen) und informieren Sie über die voraussichtliche Bearbeitungszeit und die nächsten Schritte.
  • Einladung zum Telefoninterview: Haben Sie nach dem Screening einen positiven ersten Eindruck, laden Sie die Kandidatin/den Kandidaten zeitnah (idealerweise innerhalb von 3-5 Werktagen nach Eingang) per E-Mail zu einem ersten telefonischen Kennenlernen ein. Dieses Gespräch sollte etwa 20-30 Minuten dauern.
  • Absage: Auch Absagen sollten zeitnah und wertschätzend formuliert werden. Eine schnelle Rückmeldung wird von Bewerbenden positiv wahrgenommen, selbst wenn es eine Absage ist. Denken Sie an die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bezüglich der Aufbewahrung und Löschung von Bewerberdaten.

Beispiel E-Mail-Vorlage (Einladung Telefoninterview):

(Wählen Sie die Anrede (Du/Sie) passend zu Ihrer Praxiskultur. Im Zweifel ist "Sie" die sicherere Wahl.)

Betreff: Ihre Bewerbung als ZFA bei [Name der Praxis] - Einladung zum Telefoninterview

Sehr geehrte/r Frau/Herr [Name], / Hallo [Vorname],

vielen Dank für Ihre Bewerbung als Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r und Ihr Interesse an unserer Praxis.

Ihr Profil hat uns angesprochen, und wir möchten Sie gerne in einem ersten Schritt telefonisch kennenlernen.

Wir schlagen Ihnen dafür folgenden Termin vor:
[Datum] um [Uhrzeit] Uhr

Bitte planen Sie für das Gespräch etwa 20-30 Minuten ein.

Sollte Ihnen dieser Termin nicht passen, nennen Sie uns gerne 2-3 alternative Terminvorschläge.

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung und das Gespräch mit Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

[Ihr Name/Name der Praxis]
[Ihre Position]

Eine ausbleibende Antwort auf diese E-Mail ist bereits ein Indikator. Kandidatinnen und Kandidaten, die sich über die Einladung freuen, werden in der Regel zum vereinbarten Termin erreichbar sein. Wer das erste Telefonat führt (Praxisinhaber/in oder erfahrene ZFA/Praxismanager/in), kann flexibel gehandhabt werden. Manche Bewerbende fühlen sich im Gespräch mit einer ZFA zunächst weniger aufgeregt.

3. Telefoninterview

Nutzen Sie das Telefonat für einen ersten Abgleich und ein gegenseitiges Kennenlernen:

  • Vorstellung der Praxis: Geben Sie einen kurzen Überblick (Fachrichtung, Größe, Teamstruktur, Gründungsjahr, Patientenklientel). Denken Sie daran: Auch Sie bewerben sich bei der/dem KandidatIn!
  • Praxiskultur & Werte: Was zeichnet Ihre Praxis als Arbeitgeber aus? (z.B. Fortbildungsmöglichkeiten, Teamevents, regelmäßige Meetings, Arbeitsklima, gelebte Werte).
  • Werdegang des Bewerbers: Lassen Sie die/den KandidatIn kurz den Lebenslauf erläutern. Fragen Sie bei Unklarheiten oder Lücken gezielt nach.
  • Fachliche Aspekte: Klären Sie erste fachliche Fragen (z.B. Erfahrungen mit bestimmter Praxissoftware, Kenntnisse in Prophylaxe, Assistenz bei spezifischen Behandlungen, Abrechnungswissen).
  • Motivation: Warum diese Praxis? Warum der Beruf ZFA? Was macht besonders Spaß, was weniger? (Wichtig für Passung und langfristige Zufriedenheit) Was ist der Wechselgrund?
  • Ziele & Erwartungen: "Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?" Klären Sie Wünsche bezüglich Weiterentwicklung (z.B. ZMP, ZMV, DH).
  • Teamfähigkeit & Arbeitsweise: Wie arbeiten Sie am liebsten im Team zusammen? Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie eine Meinungsverschiedenheit mit einer Kollegin/einem Kollegen hatten und wie Sie diese gelöst haben. Wie gehen Sie mit stressigen Situationen im Praxisalltag um? Dies gibt frühe Einblicke in soziale Kompetenzen, die für das Praxisklima entscheidend sind.
  • Rahmenbedingungen: Klären Sie administrative Punkte: frühestmöglicher Eintrittstermin, Gehaltsvorstellung (als Spanne erfragen), gewünschte Wochenarbeitszeit.

Bereiten Sie einen Leitfaden mit den wichtigsten Fragen vor, um nichts zu vergessen und Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Machen Sie sich Notizen zu den Antworten und bewerten Sie diese (z.B. mit + / - / ?).

Haben Sie nach dem Gespräch ein gutes Gefühl? Dann laden Sie zur nächsten Stufe ein. Informieren Sie die Kandidatinnen und Kandidaten zeitnah (innerhalb von max. 5 Tagen) über das Ergebnis des Telefonats – auch im Falle einer Absage.

4. Persönliches Kennenlernen in der Praxis

Dieser Schritt dient dem tiefergehenden Kennenlernen und der Prüfung der fachlichen und persönlichen Eignung. Ein bewährter Ablauf:

  1. Empfang & Praxisrundgang: Die/der KandidatIn wird freundlich empfangen (idealerweise von einer ZFA). Es folgt ein kurzer Rundgang durch die Praxis (Behandlungszimmer, Prophylaxe, Labor, Sozialraum) mit Vorstellung anwesender Teammitglieder. Das baut erste Nervosität ab. Bieten Sie etwas zu trinken an. Vermeiden Sie es, KandidatInnen direkt ins Wartezimmer zu setzen.
  2. Gespräch mit Praxisleitung: (ca. 30-45 Minuten) Vertiefung der fachlichen Qualifikation, Motivation und Erwartungen. Nutzen Sie hier auch situative oder verhaltensbezogene Fragen ("Beschreiben Sie eine Situation, in der..."). Klären Sie Ihre Erwartungen an die Rolle und gleichen Sie diese mit den Vorstellungen der/des KandidatIn ab.
  3. Vorstellung der Rahmenbedingungen: Gehen Sie detaillierter auf Arbeitszeiten, Gehalt (konkreter als im Telefonat), Urlaub, Benefits (z.B. Fahrtkostenzuschuss, betriebliche Altersvorsorge, Fortbildungsbudget, Tankgutschein) und Entwicklungsmöglichkeiten ein.
  4. Gespräch mit dem Team: (ca. 15-20 Minuten) Ein bis zwei ZFAs (idealerweise nicht die Person aus dem Telefoninterview) führen ein lockeres Gespräch, um den "Team-Fit" zu beurteilen. Kernfragen für das Team: Können wir uns eine gute Zusammenarbeit vorstellen? Passen die Arbeitsweise und Persönlichkeit ins Team? Welche Einarbeitung wäre notwendig? Dieser Austausch ist nicht nur für die Bewertung wichtig, sondern gibt der/dem KandidatIn auch einen authentischen Einblick in das Teamgefüge und trägt maßgeblich zu einer positiven Candidate Experience bei. Ermutigen Sie Ihr Team, ebenfalls Fragen zu stellen und offen zu sein.

Bereiten Sie auch für dieses Gespräch einen strukturierten Fragebogen vor, um Antworten festzuhalten und KandidatInnen objektiv vergleichen zu können.

Sind sich Praxisleitung und Team einig, dass die/der KandidatIn gut passen könnte, erfolgt die Einladung zum Probearbeiten – wiederum zeitnah (innerhalb von 5 Tagen). Schnelligkeit bleibt ein entscheidender Faktor!

5. Probearbeiten

Ein Probearbeitstag (oder auch ein halber Tag) bietet beiden Seiten wertvolle Einblicke:

  • Für die/den KandidatIn: Ein realistischer Eindruck vom Arbeitsalltag, dem Team und den Abläufen.
  • Für die Praxis: Beobachtung der praktischen Fähigkeiten, der Arbeitsweise, des Umgangs mit PatientInnen und KollegInnen sowie der Integration ins Team.

Klären Sie vorab die Rahmenbedingungen des Probearbeitens (Dauer, Aufgaben, Ansprechpartner, ggf. Vergütung/Aufwandsentschädigung, Versicherungsschutz). Geben Sie der/dem KandidatIn konkrete Aufgaben und stellen Sie eine feste Ansprechperson zur Seite. Holen Sie nach dem Probearbeiten strukturiertes Feedback vom gesamten Team ein.

6. Vertragsangebot

War auch das Probearbeiten erfolgreich, gilt es, schnell zu handeln und ein konkretes Angebot zu unterbreiten.

  1. Mündliche Zusage: Rufen Sie die/den KandidatIn zeitnah (idealerweise am nächsten Tag) an, um die positive Entscheidung mitzuteilen.
  2. Schriftliches Angebot: Senden Sie den Vertragsentwurf zusammen mit einer E-Mail, die die wichtigsten Eckdaten zusammenfasst, zeitnah zu. Geben Sie eine angemessene Frist zur Rückmeldung.

Beispiel für das Vertragsangebot per E-Mail

Betreff: Vertragsangebot für die Position als ZFA bei [Name der Praxis]

Sehr geehrte/r Frau/Herr [Name], / Hallo [Vorname],

es war schön, Sie beim Probearbeiten besser kennenzulernen und wir freuen uns sehr, Ihnen heute die Position als Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r in unserer Praxis anbieten zu können!

Anbei finden Sie den Entwurf des Arbeitsvertrages. Zur Übersicht hier noch einmal die wichtigsten Eckpunkte zusammengefasst:

  • Startdatum: [Datum]
  • Position: Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r
  • Wochenarbeitszeit: [Anzahl] Stunden
  • Monatsgehalt (brutto): [Betrag] €
  • Urlaubsanspruch: [Anzahl] Tage pro Jahr
  • Weitere Benefits: [z.B. Jahresticket ÖPNV, Fortbildungsmöglichkeiten, 13. Gehalt, etc. – hier konkret werden!]

Wir glauben, dass Sie eine tolle Bereicherung für unser Team wären und freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Bitte prüfen Sie den Vertragsentwurf in Ruhe. Sollten Sie Fragen haben, stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Wir bitten um Ihre Rückmeldung bis zum [Datum - ca. 5-7 Tage Frist].

Mit freundlichen Grüßen

[Ihr Name/Name der Praxis]
[Ihre Position]

Mit diesem mehrstufigen, strukturierten Bewerbungsprozess können Sie geeignete Kandidatinnen und Kandidaten sicherer und effizienter identifizieren und die Wahrscheinlichkeit einer Fehlbesetzung deutlich reduzieren. So konnten wir in meiner früheren Praxis innerhalb von nur vier Wochen vier offene Stellen erfolgreich besetzen!

Einer erfolgreichen Einstellung steht somit – gute Bewerbungen vorausgesetzt – nichts mehr im Wege!

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