
Weiterbildung –Datenschutzbeauftragte/r in der Zahnarztpraxis
Datenschutz mag auf den ersten Blick ein trockenes Thema sein. Doch besonders seit Einführung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ist es im zahnmedizinischen Praxisalltag allgegenwärtig. Als ZFA kommt ihr nicht umhin, spezifische Datenschutzmaßnahmen zu ergreifen, um die sensiblen Patientendaten korrekt zu verarbeiten und entsprechend zu schützen.
Jede Zahnarztpraxis unterliegt den Vorgaben der DSGVO. Sobald eine Praxis 20 oder mehr Mitarbeiter beschäftigt, besteht die gesetzliche Pflicht, eine/n Datenschutzbeauftragte/n zu bestellen.
Inzwischen existieren zahlreiche allgemeine und dentalbezogene Fortbildungsangebote für angehende Datenschutzbeauftragte. Mit Fachwissen im Bereich Datenschutz entwickelst du dich zu einer qualifizierten und gefragten Fachkraft, die in allen zahnmedizinischen Einrichtungen benötigt wird. Je nach Praxisgröße sind Positionen in Vollzeit, Teilzeit oder als Zusatzqualifikation neben deiner regulären ZFA-Tätigkeit möglich.
Diese Qualifikation und dein Datenschutz-Know-how eröffnen dir auch Karrierewege außerhalb klassischer Zahnarztpraxen – etwa in zahnmedizinischen MVZs, Dentallaboren oder anderen Unternehmen im dentalen Gesundheitssektor oder darüber hinaus.
Mit dem Expertenwissen aus einer Datenschutzfortbildung verlierst du die Scheu vor den rechtlichen Anforderungen, und das Thema erweist sich als weit interessanter als zunächst angenommen. Datenschutzbeauftragte werden in der zahnmedizinischen Branche zunehmend wichtiger. Die Zusatzqualifikation ermöglicht zudem eine Gehaltsanpassung für die Übernahme dieser verantwortungsvollen Position.
Auf einen Blick
Voraussetzungen | Zahnmedizinische Fachangestellte, Zahntechniker/innen, Praxismitarbeiter/innen, Zahnärzte/Zahnärztinnen |
Dauer | Von eintägigen Seminaren über DSGVO-Grundlagen bis hin zu umfassenden Lehrgängen (typischerweise 80 Std. oder mehr), die dir das erforderliche Fachwissen gemäß Art. 37 Abs. 5 EU-DSGVO vermitteln (mehr dazu unter berufliche Chancen) |
Kosten | Ab ca. 120 € für Tagesseminare, zwischen 750 € und 1.800 € für spezialisierte Weiterbildungen mit anschließendem Datenschutzbeauftragten-Titel |
Arbeitsorte | Einsatzmöglichkeiten als Datenschutzbeauftragte/r bestehen in allen dentalen Einrichtungen und Unternehmen und sind nicht nur auf Zahnarztpraxen beschränkt |
Berufliche Chancen | Eigenverantwortlicher Aufgabenbereich, höheres Gehalt, Einsatzmöglichkeiten auch außerhalb der Zahnarztpraxis, Selbstständigkeit als externe/r Datenschutzbeauftragte/r |
Die Aufgaben einer/eines Datenschutzbeauftragten in der Zahnarztpraxis
Die Aufgaben als Datenschutzbeauftragte/r in einer Zahnarztpraxis umfassen hauptsächlich die Erfassung und Dokumentation sämtlicher Prozesse, bei denen personenbezogene Daten erhoben werden. Dies betrifft primär alle Abläufe, in denen Patienten- oder Mitarbeiterdaten erfasst und verarbeitet werden.
Als Datenschutzbeauftragte/r eurer Praxis bist du verantwortlich dafür, diese Prozesse zu identifizieren und in einem sogenannten Verarbeitungsverzeichnis zu dokumentieren. Darin wird festgehalten, welche Daten auf welche Weise verarbeitet werden. Daraus entwickelst du ein Datenschutzkonzept für eure zahnmedizinische Einrichtung – vergleichbar mit einem QM-Konzept. Es müssen konkrete Standards und Richtlinien für das Praxisteam erstellt werden, die den Umgang mit personenbezogenen Daten regeln. Auch für den Fall einer Datenpanne muss, ähnlich wie bei einem zahnmedizinischen Notfall, ein definierter Prozess existieren, der das Vorgehen festlegt.
In regelmäßigen internen Datenschutzaudits überprüfst du die Datenschutzprozesse, passt sie an neue rechtliche Vorgaben an und identifizierst potentielle Verbesserungsbereiche.
Hier sind die wichtigsten Aufgaben als Datenschutzbeauftragte/r in der Zahnarztpraxis zusammengefasst:
- Definition von Anforderungen zur rechtssicheren Implementierung aller datenschutzrechtlichen Vorgaben in Richtlinien, Standards und zahnärztliche Prozesse
- Gewährleistung der Einhaltung des Datenschutzes, relevanter Verordnungen und dentalbezogener Richtlinien
- Datenschutzrechtliche Probleme erkennen und DSGVO-konform lösen bzw. beseitigen
- Entwicklung eines Schulungskonzepts zur Sensibilisierung der Zahnarztpraxis-Mitarbeiter
- Begleitung und Gestaltung datenschutzrechtlicher Prozesse z.B. Aufbewahrungs- und Löschfristen für Röntgenbilder, Umgang mit Patienten- und Personaldaten etc.
- Ansprechpartner für datenschutzrechtliche Anfragen von Patienten und Auskunftsersuchen zu gespeicherten Daten
- Ggf. Kommunikation und Abstimmung mit externen Datenschutzbeauftragten
Arbeitsorte
Mit einer anerkannten Fortbildung zur/zum Datenschutzbeauftragten eröffnen sich dir Karrieremöglichkeiten auch außerhalb der klassischen Zahnarztpraxis. Dabei bist du nicht ausschließlich auf den dentalmedizinischen Bereich beschränkt, sondern kannst diese Funktion auch in anderen Branchen übernehmen. Neben dentalen MVZs, Dentallaboren und zahnärztlichen Berufsverbänden sind Datenschutzbeauftragte auch in Dentalindustrie und -handel, bei Softwareanbietern für Praxisverwaltungssysteme oder in der Versicherungsbranche gefragt. Die Grundprinzipien des Datenschutzes gelten branchenübergreifend, sodass du mit deiner Expertise auch in völlig anderen Wirtschaftszweigen wie etwa E-Commerce, Finanzdienstleistungen oder im öffentlichen Dienst tätig werden könntest – ohne deine zahnmedizinischen Fachkenntnisse aufgeben zu müssen.
Berufliche Chancen
Viele kleinere zahnmedizinische Einrichtungen beschäftigen keine/n Datenschutzbeauftragte/n in Voll- oder Teilzeit, sondern vergeben diese Funktion als Zusatzaufgabe. Durch den zusätzlichen Aufgaben- und Verantwortungsbereich kannst du auch eine Gehaltserhöhung verhandeln. Je nach Umfang der Fortbildung kannst du dein neues Gehalt der Tätigkeitsgruppe III des ZFA-Gehaltstarifvertrags.
Wenn du eine umfassende und anerkannte Datenschutzfortbildung absolvierst, erlangst du das nötige Fachwissen gemäß Art. 37 Abs. 5 EU-DSGVO. Obwohl es keine gesetzlich festgelegte Mindeststundenzahl gibt, bieten seriöse Anbieter meist Kurse mit etwa 80 Stunden Umfang an. Mit dieser Qualifikation kannst du nachweisen, dass du die gesetzlichen Bestimmungen zum Datenschutz kennst und sicher anwenden kannst. Mit diesem Fachwissen könntest du als externe/r Datenschutzbeauftragte/r selbstständig für andere Unternehmen tätig werden. Als externe/r Berater/in entwickelst du Datenschutzkonzepte beispielsweise für andere Zahnarztpraxen und führst interne Audits durch.
Die Nachfrage nach qualifizierten Datenschutzbeauftragten wächst kontinuierlich, auch über den zahnmedizinischen Sektor hinaus. Medizinproduktehersteller, Gesundheits-Apps und telemedizinische Dienste benötigen ebenfalls Fachleute, die sowohl Datenschutz als auch die Besonderheiten des Gesundheitswesens verstehen. Deine Kombination aus zahnmedizinischem Fachwissen und Datenschutzexpertise macht dich für solche Positionen besonders wertvoll. Bei entsprechendem Interesse kannst du deine Datenschutzkenntnisse durch weitere Spezialisierungen ergänzen, etwa im Bereich IT-Sicherheit oder Compliance, was dein berufliches Profil zusätzlich schärft.
Fortbildungsablauf
Es werden verschiedene Fortbildungen in unterschiedlichem Umfang angeboten. In Tagesseminaren werden Grundlagen vermittelt, was für Praxisinhaber empfehlenswert ist. Gesetzlich ist festgelegt, dass Zahnarztpraxis-Inhaber selbst nicht als Datenschutzbeauftragte ihres Unternehmens fungieren können. Wenn du als Datenschutzbeauftragte/r deiner Zahnarztpraxis bestellt werden solltest, empfehlen wir dir eine Fortbildung, die dich speziell als Datenschutzbeauftragte/r qualifiziert.
Dies können Online-Seminare oder Präsenzveranstaltungen sein. Wir haben Fortbildungsanbieter recherchiert, die Veranstaltungen mit 8 Fortbildungstagen zu je 10 Stunden vor Ort anbieten oder Online-Kurse, die dich über einen Zeitraum von ca. 4 Monaten ausbilden.
Fortbildungsinhalte
Je nach Anbieter und Umfang variieren die Fortbildungsinhalte. Empfehlenswert sind Fortbildungen, die auch den speziellen Bereich im zahnmedizinischen Gesundheitswesen abdecken. So erlangst du Wissen über spezifische Regelungen in der Zahnmedizin und zum Patientenrechtegesetz. Anhand praktischer Fallübungen aus dem Praxisalltag einer Zahnarztpraxis fällt es dir leichter, die DSGVO-Vorgaben in den zahnärztlichen Alltag zu integrieren.
Rechtliche Grundlagen
- Grundlagen Datenschutzrecht, verfassungsrechtliche Basis des Datenschutzes
- Recht auf informationelle Selbstbestimmung, zahnmedizinisch relevante Rechtsvorschriften
- Rechtmäßigkeit der Datenverarbeitung und erlaubte Datenverarbeitungen in der Zahnarztpraxis
- Rechte der betroffenen Patienten
- Profiling
- Automatische Abrufverfahren
- Aufsichtsbehörde
Aufgaben und Funktion des betrieblichen Datenschutzbeauftragten
- Vorabkontrolle durch Datenschutzbeauftragte
- Meldepflichten und Übersicht der Verarbeitungstätigkeiten in der Zahnmedizin
- Mitarbeiterdatenschutz in der Zahnarztpraxis
- Verpflichtung auf das Datengeheimnis
Technisch-organisatorische Maßnahmen:
- IT-Sicherheit und Datenschutz: Vorgaben des Systemdatenschutzes für zahnmedizinische Software
- IT-Grundschutz des BSI, Informationssicherheits-Management, Zertifizierung
- Verschlüsselung von Patienteninformationen
Datenschutz-Management
- Datenschutzkonzept für die Zahnarztpraxis
- Risikomanagement
- Richtlinien zum Datenschutz in der zahnärztlichen Praxis
- Schulungskonzept für das Praxisteam
- Dokumentationspflichten
- Überwachungsaufgaben
- Datenschutzbudget
Datenschutz im zahnmedizinischen Gesundheitswesen
- Einführung in das Datenschutzrecht für Zahnarztpraxen
- Patientenrechtegesetz in der Zahnmedizin
- Zahnmedizinisch spezifische Regelungen
- Mitarbeiterdatenschutz in dentalen Einrichtungen
- Fallübungen aus dem zahnärztlichen Alltag
- Patientendatenschutz bei zahnmedizinischen Behandlungen
- Dentale Kooperationen und Praxisverbünde
- Kommunikations- und Informationssysteme in der Zahnarztpraxis
- Praktische Fallübungen
Prüfung und Abschluss
Am Ende der Fortbildung erfolgt eine schriftliche Abschlussprüfung, die dein Wissen zum Datenschutz im zahnmedizinischen Kontext testet. Manche Anbieter gestalten die Abschlussprüfung auch so, dass du einen konkreten Datenschutzfall aus einer Zahnarztpraxis bearbeitest und dazu eine kurze Präsentation mit deiner Lösung vorbereitest.
ZFA mal anders – Meinung
Wenn du mehr Informationen über Datenschutzbeauftragte in Zahnarztpraxen und ihre spezifischen Aufgaben erfahren möchtest, findest du beim Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationssicherheit eine offizielle und ausführliche Informationsbroschüre. Zusätzlich bieten auch zahnärztliche Kammern und Verbände hilfreiche Materialien speziell für den Datenschutz in der Zahnmedizin an.
Die Qualifikation als Datenschutzbeauftragte/r kann dir als ZFA neue Karrierepfade eröffnen und deine Position im zahnmedizinischen Arbeitsmarkt stärken. Besonders in Zeiten zunehmender Digitalisierung in der Zahnmedizin ist fundiertes Datenschutz-Know-how ein wertvolles Asset.
Was diese Weiterbildung besonders attraktiv macht, ist ihre Flexibilität: Du kannst die erlernten Fähigkeiten sowohl innerhalb deiner zahnmedizinischen Laufbahn nutzen als auch als Sprungbrett für alternative Karrierewege betrachten. Der Datenschutz unterliegt kontinuierlichen Weiterentwicklungen, insbesondere im Zusammenhang mit digitaler Patientenakte, Telezahnmedizin und KI-gestützter Diagnostik. Als ZFA mit Datenschutzkompetenz positionierst du dich damit an der Schnittstelle zweier Zukunftsfelder.
Fortbildungsanbieter
Wir als ZFA mal anders bieten selbst keine Fort- bzw. Weiterbildungen an, sondern bieten Dir hier ein breit gefächertes Informationsangebot zu Deinen Karrieremöglichkeiten als ZFA.
Solltest Du an einer konkreten Fort- bzw. Weiterbildung interessiert sein, kannst Du Dich beispielsweise direkt an die im Artikel genannten Fortbildunganbieter wenden oder nach passenden Anbietern in unserem Fortbildungskatalog schauen.