

Erfolgreiche Teamarbeit in der Zahnarztpraxis: Realistische Ansätze für den Alltag
Die täglichen Herausforderungen als ZFA
Den Behandlungsraum für den nächsten Patienten vorbereiten, gleichzeitig klingelt das Telefon, am Tresen wartet ein ungeduldiger Patient auf seine Rechnung, und der Zahnarzt fragt nach dem fehlenden Heil- und Kostenplan – der typische Vormittag einer ZFA ist geprägt von Multitasking und Zeitdruck. In dieser Hektik bleibt die Teamarbeit oft auf der Strecke.
Die Realität in vielen Praxen ist anspruchsvoll:
- Personalmangel führt zu Mehrarbeit für alle
- Vollgepackte Terminkalender lassen kaum Zeit für Absprachen
- Hierarchien zwischen Praxisinhaber und Team sind oft starr
- Unterschiedliche Charaktere treffen auf engstem Raum aufeinander
- Stressige Situationen führen schnell zu Missverständnissen
Eine Umfrage unter ZFAs zeigte: 73% empfinden die Arbeitsbelastung in ihrer Praxis als „hoch“ oder „sehr hoch“, und 62% wünschen sich eine bessere Zusammenarbeit im Team.
Warum sich bessere Teamarbeit trotz allem lohnt
Bei all dem Druck mag man denken: „Für Teambuilding haben wir keine Zeit.“ Doch gerade im stressigen Praxisalltag kann eine bessere Zusammenarbeit den entscheidenden Unterschied machen:
Für dich als ZFA:
- Weniger Reibungsverluste bedeuten weniger Stress
- Kollegiale Unterstützung bei Überlastung
- Mehr Spaß bei der Arbeit (und ja, das ist auch im ZFA-Beruf erlaubt!)
- Geringeres Risiko für Burn-out
- Bessere Chancen, pünktlich Feierabend zu machen
Für die Praxis insgesamt:
- Weniger Fehler durch bessere Kommunikation
- Zufriedenere Patienten durch entspanntere Atmosphäre
- Reduzierter Krankenstand im Team
- Geringere Fluktuation (und damit weniger Aufwand für Neueinstellungen)
5 realistische Ansätze für bessere Teamarbeit – auch in hektischen Praxen
1. Kurze, aber effektive Kommunikationsmomente nutzen
Lange Teamsitzungen sind in den meisten Praxen unrealistisch. Aber schon wenige Minuten können einen großen Unterschied machen:
Was tatsächlich funktioniert:
- 5-Minuten-Besprechung vor Praxisöffnung: Nur die wichtigsten Infos zum Tag – besondere Patienten, Urlaubsvertretungen, defekte Geräte
- Behandlungsübergabe im Flur: Wenn der Zahnarzt zwischen zwei Behandlungsräumen wechselt, reichen oft 30 Sekunden für das Wichtigste
- Digitale Notizen: Eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe für schnelle Infos (unter Beachtung des Datenschutzes – keine Patientennamen!)
Aus der Praxis: „Bei uns hängt ein Whiteboard im Personalraum. Wer etwas Wichtiges mitzuteilen hat, schreibt es dort auf. So verpassen wir nichts, ohne ständig Meetings abhalten zu müssen.“ – Melanie R., ZFA aus einer 3-Behandler-Praxis
2. Mit kleinen Schritten die Rollenverteilung klarer gestalten
In vielen Praxen ist nicht eindeutig geklärt, wer wofür zuständig ist. Das führt zu Doppelarbeit oder dazu, dass Aufgaben liegen bleiben.
Pragmatische Lösungen:
- Einfache Checklisten für wiederkehrende Aufgaben wie Behandlungszimmer einrichten oder Tagesabschluss
- Farbige Magnete an einer Tafel, die zeigen, wer heute welchen Bereich betreut
- Rotation der unbeliebten Aufgaben, damit nicht immer dieselbe Person den „schwarzen Peter“ zieht
Aus dem echten Leben: „Früher gab es ständig Diskussionen, wer die Bestellungen macht oder den Sterilisator ausräumt. Jetzt haben wir einen simplen Wochenplan, und jeder weiß, wann er dran ist. Hat uns vielleicht 15 Minuten gekostet, den zu erstellen, und spart täglich Ärger.“ – Thomas K., ZFA in einer Gemeinschaftspraxis
3. Konflikte anders angehen – ohne große Aussprachen
Konflikte gehören zum Arbeitsalltag, besonders wenn man unter Druck steht. Die meisten Praxen haben weder Zeit noch Ressourcen für ausführliche Konfliktgespräche oder externe Moderatoren.
Was im Praxisalltag umsetzbar ist:
- Die 24-Stunden-Regel: Bei Ärger erstmal eine Nacht drüber schlafen – vieles relativiert sich
- Konkretes ansprechen statt Person kritisieren: „Wenn die Instrumente nicht vollständig sind, muss ich unterbrechen“ wirkt besser als „Du bist immer so schlampig“
- Dritte Person als Puffer: Bei tieferen Konflikten kann eine neutrale Kollegin vermitteln
Ehrliche Stimme: „In unserer Praxis gibt es seit Jahren Spannungen zwischen zwei Kolleginnen. Große Aussprachen haben nichts gebracht. Was funktioniert hat: Wir haben ihre Arbeitszeiten so angepasst, dass sie seltener zusammenarbeiten müssen. Nicht ideal, aber pragmatisch.“ – Anonym, ZFA aus einem MVZ
4. Wertschätzung im Alltag – auch ohne großes Budget
Studien zeigen, dass Anerkennung einer der wichtigsten Faktoren für Arbeitszufriedenheit ist. Doch nicht jede Praxis kann Boni oder teure Teamevents finanzieren.
Bodenständige Ansätze für mehr Wertschätzung:
- Konkretes Lob im Vorbeigehen: „Die Abrechnung gestern war super, danke!“
- Kleine Aufmerksamkeiten: Ein Kaffee mitgebracht für die Kollegin, die früh anfangen musste
- Flexible Unterstützung: Bei Familiennotfällen einspringen, wenn möglich
- Fachliche Anerkennung: Die speziellen Kenntnisse der Kolleginnen (z.B. in Abrechnung oder Prophylaxe) würdigen
Realistisches Beispiel: „Unser Chef ist nicht der Typ für große Lobreden. Aber wenn er sieht, dass wir unter Druck stehen, bestellt er manchmal Pizza für alle. Diese kleine Geste zeigt, dass er unseren Einsatz sieht.“ – Jana M., ZFA aus einer Kleinstadt-Praxis
5. Praxisabläufe gemeinsam verbessern – ohne aufwändige Workshops
Komplizierte Prozessoptimierungen mit Flowcharts und mehrstündigen Workshops sind im ZFA-Alltag unrealistisch. Trotzdem kann man Abläufe verbessern:
Was tatsächlich funktioniert:
- Probleme sammeln: Ein einfacher Zettel in der Küche, auf dem jeder notieren kann, was nicht rund läuft
- 10 Minuten nach Feierabend: Einmal im Monat kurz einen Punkt ansprechen und direkt entscheiden
- Einfach mal ausprobieren: Neue Ideen für 1-2 Wochen testen, ohne große Diskussionen
Aus der Praxis für die Praxis: „Wir hatten ständig Chaos bei den Röntgenaufnahmen. Statt langer Diskussionen haben wir einfach Farbmarkierungen für die verschiedenen Zahnärzte eingeführt. Hat nicht alle Probleme gelöst, aber 80% – und mehr braucht es oft nicht.“ – Stefanie W., ZFA und Röntgenbeauftragte
Unterschiedliche Praxistypen – unterschiedliche Teamdynamiken
Nicht jede Zahnarztpraxis funktioniert gleich. Je nach Größe und Struktur ergeben sich unterschiedliche Herausforderungen für die Zusammenarbeit:
Die kleine Familienpraxis (1-2 Behandler)
Typische Situation:
- Enger persönlicher Kontakt zwischen allen
- Oft familiäre Atmosphäre, aber manchmal auch familiäre Konflikte
- Jeder muss alles können
Fokus für bessere Teamarbeit:
- Klare Abgrenzung zwischen persönlichen und beruflichen Themen
- Gegenseitiges Aushelfen über Zuständigkeitsgrenzen hinweg
- Regelmäßiger kurzer Austausch in den Pausen
Die mittelgroße Praxis (3-5 Behandler)
Typische Situation:
- Erste Spezialisierungen unter den ZFAs
- Bildung von „Grüppchen“
- Herausforderung, den Informationsfluss zwischen allen sicherzustellen
Fokus für bessere Teamarbeit:
- Kurze, aber regelmäßige Teambesprechungen
- Klare Zuständigkeiten mit Plan B bei Ausfällen
- Bewusste teamübergreifende Aktivitäten
Das große MVZ/Die Praxiskette
Typische Situation:
- Hochgradige Spezialisierung
- Oft mehrere Hierarchie-Ebenen (Praxismanagement, Teamleitung etc.)
- Anonymere Atmosphäre
Fokus für bessere Teamarbeit:
- Feste Ansprechpartner definieren
- Digitale Kommunikationstools sinnvoll nutzen
- Kleinere Teams innerhalb der Großstruktur bilden
5 Sofort-Maßnahmen für deinen nächsten Arbeitstag
Du möchtest etwas verbessern, hast aber weder Zeit noch Einfluss für große Veränderungen? Diese kleinen Schritte kann jede ZFA sofort umsetzen:
- Biete aktiv Hilfe an, wenn du siehst, dass eine Kollegin im Stress ist – auch wenn es „nicht dein Bereich“ ist
- Sprich ein konkretes Lob aus für etwas, das eine Kollegin heute gut gemacht hat
- Frage nach, wenn Anweisungen unklar sind, statt zu raten und später Fehler zu korrigieren
- Nimm dir 2 Minuten Zeit, um einen Verbesserungsvorschlag zu notieren, der dir schon lange im Kopf herumgeht
- Bring einen Snack mit und teile ihn mit den Kolleginnen – gemeinsames Essen verbindet
Fazit: Realistische Teamarbeit in der Zahnarztpraxis
Perfekte Teamarbeit in der Zahnarztpraxis bleibt oft ein Ideal – der Alltag ist zu hektisch, die Ressourcen zu knapp für umfassende Teambuilding-Programme. Doch selbst kleine Verbesserungen können den Arbeitsalltag spürbar angenehmer machen.
Die gute Nachricht: Du musst nicht auf den Chef oder externe Berater warten, um erste Schritte zu gehen. Oft reichen kleine Gesten und Verhaltensänderungen, um die Atmosphäre in der Praxis zu verbessern.
Probiere die genannten Ansätze aus und finde heraus, was in deiner spezifischen Praxissituation funktioniert. Denn am Ende des Tages verbringst du einen Großteil deiner Lebenszeit mit deinen Kolleginnen und Kollegen – da lohnt sich jede noch so kleine Verbesserung.
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Kristin ist ausgebildete MFA und war über 10 Jahre in verschiedenen Gesundheitseinrichtungen beschäftigt. Nach einem erfolgreich abgeschlossenem Studium im Gesundheits- und Sozialwesen hat sie im Qualitätsmanagement der KV Berlin und später als Rekruterin für ein Medizin Start-Up gearbeitet.